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Akzeptieren VerweigernMarostica, 23. November 1553 – Padua, 23. November 1616
Arzt und Botaniker
Prospero Alpini, Arzt, Reisender und Botaniker, hat mit seiner Begabung und seinen medizinischen und pharmazeutischen Kenntnissen seiner Geburtsstadt Ehre erwiesen.
Sein Wohnhaus steht heute noch in seiner Originalstruktur unverändert in der Via Prospero Alpino (an der Außenmauer erinnert eine Gedenktafel an ihn), im alten Viertel, in der die Stadt ihren Ursprung fand und in der sich das erste, von den Augustinerinnen geführte Krankenhaus von Marostica befand. Hier übte sein Vater Francesco den Arztberuf aus, ein geschätzter Doktor, der Beziehungen zu den wichtigsten wissenschaftlichen Persönlichkeiten der Republik Venedig unterhielt.
Die nahe Kirche Santa Maria Assunta bewahrt ein wertvolles Marmorhochrelief aus der Schule des Sansovino auf, das die Madonna mit dem Jesuskind darstellt und von Prospero Alpini als Votivgabe nach der Rückkehr von einer Reise nach Ägypten geschenkt wurde. Vom alten Kloster der Augustinerinnen bleiben hingegen nur die Überreste der Kirche, die heute Sitz eines privaten Büros sind.
Die Persönlichkeit und das Werk von Prospero Alpini sind besonders faszinierend: seine Neugier, sein Abenteuergeist, sein ungebändigter Wissensdurst, seine Fähigkeit, aus jeder Situation, auch der ungünstigsten, eine Lehre zu ziehen. Beispielhaft ist in dieser Hinsicht die Geschichte seiner botanischen Erkundungen auf der Insel Kreta, bei der er sich die mühselige Hinfahrt über Ägypten auf dem Schiff Peccatora zu Nutzen machte.
In ihm finden wir in der Tat das, was sein Biograph Giuseppe Ongaro einen „dem Odysseus ähnlichen Geist“ nannte, einen Forschergeist, der in den Männern der Renaissance von den geographischen Entdeckungen geweckt worden war und der nach neuen, von diesen Entdeckungen eröffneten Horizonten strebte.
Alpini blieb seiner Stadt immer innig verbunden und führte stets den Ehrentitel „marosticensis“. Auch in seinem Studentenwappen in der Universität Padua finden wir einen offensichtlichen Bezug auf seine Geburtsstadt. Sein Vater Francesco Alpini war ein bekannter und erfolgreicher Arzt in Marostica, und sein berühmter Sohn spricht immer mit großer Zuneigung und Bewunderung von ihm. Es muss sich um eine damals recht bekannte Persönlichkeit gehandelt haben, wie auch seine Bekanntschaften beweisen, insbesondere die des besonders einflussreichen Antonio Morosini. Francesco Alpini hatte das Verdienst, mit seinem Vorbild die Wahl des Sohns für die Medizin beeinflusst zu haben und ihn dazu getrieben zu haben, nach Ägypten zu reisen, als sich eine Gelegenheit bot.
1574 immatrikulierte er sich in der Fakultät der Philosophen und Mediziner der Universität Padua, wo er seine Studien 1578 beendete. Sofort danach begann Prospero Alpini seine Tätigkeit als Arzt in der Ortschaft Camposampiero. Wahrscheinlich betrachtete Alpini diese Lösung von Anfang an als provisorisch und durch wirtschaftliche Schwierigkeiten begründet: Sein unruhiger und wissensdurstiger Geist konnte sich nur schwer der gemeinen Berufsausübung in einer Provinzkleinstadt anpassen.
Unter dem Einfluss seines geliebten Lehrers Melchior Wieland, Präfekt und Direktor des Botanischen Gartens, und dessen naturwissenschaftlichen Entdeckungsreisen in ferne Länder reiste Alpini von 1580 bis 1584 im Gefolge des venezianischen Botschafters Giorgio Emo nach Ägypten. Seine Beobachtungen hat er in zahlreichen, zum Teil postum veröffentlichten Werken niedergeschrieben: De medicina Aegyptiorum (1591), De plantis Aegypti (1592), De plantis exoticis (1629) und Rerum Aegyptiarum libri IV (1735). In De plantis Aegypti beschrieb und skizzierte er zum ersten Mal die Kaffeepflanze (Coffea arabica L.), wobei er die therapeutische Anwendung des aus ihren gerösteten Bohnen gewonnenen Getränks hervorhob.
Eine Reise und ein Aufenthalt hatten sich in einen „Dialog“ zwischen der westlichen und der östlichen Kultur verwandelt. In De medicina Aegyptiorum verwandelt sich die Medizin der Ägypter in ihrem Vergleich mit den medizinischen Traditionen der Universität Padua in eine der Geschichte der Religionen im Mittelmeerraum und in „India minor“ gewidmete Abhandlung. Die Pariser Ausgabe von 1646 interpretiert diese Tendenz auf vollendete Weise: Ägypten und Indien werden in einem Vergleich vereint, der bis auf Herodot zurückgeht und von Leon Battista Alberti in seinem De architectura in denselben Jahren wieder aufgegriffen wird, in denen das Werk von Jean Bodin (Angers 1529 – Laon 1596), das Colloquium Heptaplomeres, herausgegeben wird, welches den Religionen des Mittelmeerraums und ihrem möglichen Zusammenleben gewidmet wird. Der historische Anlass wird zur Quelle religiöser und kultureller Eintracht.
Prospero Alpini verdanken wir auch die erste botanische Beschreibung des Bon und der Verwendung seiner gerösteten Samenkerne, mit denen die Ägypter einen Aufguss zubereiteten, den sie auch zu therapeutischen Zwecken verwendeten, den Caova. Es handelt sich dabei um die Coffea Arabica und der Aufguss ist das, was wir heute Kaffee nennen.
«Im Garten des Türken Halybei sah ich einen Baum […], der die dort unter dem Namen bon oder ban wohl bekannten Bohnen produziert. Mit diesen Bohnen bereiten alle, sowohl die Ägypter als auch die Araber, einen weit verbreiteten Aufguss zu, den sie anstelle des Weins trinken. Dieser Aufguss wird in den öffentlichen Kneipen verkauft, nicht anders als der Wein bei uns: sie nennen ihn caova. Diese Bohnen kommen aus Arabia Felix […]»,
Auszug aus De Plantis Aegypti (1592).
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten trug Alpini, ohne zu ahnen, zu welcher Mode er später in großen Teilen der Welt würde, zur Verbreitung des Kaffees in der Republik Venedig bei, so dass gerade hier die ersten Läden eröffnet wurden, wo man das Getränk kosten und die gerösteten Bohnen kaufen konnte.
Nachdem der Lehrstuhl länger unbesetzt geblieben war, wurde das Lectrum Simplicium (Pharmakologie) 1594 Alpini anvertraut, der nach dem Tod Giacomo Antonio Cortusos 1603 auch die Ämter des Präfekten des Botanischen Gartens und des Ostensor Simplicium (Professor für Medizin und Heilpflanzenkunde) übernahm. Unter seiner Leitung wurde der Botanische Garten von Padua ein wichtiges Lehr- und Forschungszentrum, vor allem was die Verbreitung und den Anbau vieler exotischer Pflanzenarten anbelangt. Alpini unterhielt einen Briefwechsel zu vielen italienischen und ausländischen Gelehrten, mit denen er Pflanzen und Samen austauschte. Er erforschte die italienische und die exotische Flora, insbesondere die Ägyptens und Kretas, und seine Forschungen zielten immer auf die Kenntnis ihrer pharmakologischen Eigenschaften und somit ihrer eventuellen therapeutischen Anwendung. Als aufmerksamer Beobachter natürlicher Phänomene war er ein Vorläufer der Idee einer sexuellen Fortpflanzung der Pflanzen, wie in seinen Beobachtungen (1592) über die Befruchtung der weiblichen Dattelpalmen durch den „Staub“ der männlichen Blütenstände beschrieben wird. An seinen Namen erinnert heute noch die Gattung Alpinia.
Prospero Alpini war auch ein praktischer Arzt mit großen Fähigkeiten, und 1601 veröffentlichte er ein Werk über die Prognose mit dem Titel De praesagienda vita et morte aegrotantium libri septem, das einen großen Erfolg haben sollte. Das De praesagienda ist ein klinisches, semiologisches Werk, das auf das alte Denken des Hippokrates gründet, aber auch von seinen persönlichen Beobachtungen bereichert und überprüft wird. Die Abhandlung De medicina methodica (1611) ist hingegen ein scharfsinniger Versuch, das Interesse der Ärzte an der alten Lehre der Methodiker und am Solidismus wieder zu erwecken.
Leandro Dal Ponte (Bassano del Grappa, 1557 – Venedig, 1622), dem Sohn des berühmten Malers Jacopo Dal Ponte aus Bassano, verdanken wir das wertvolle Porträt von Prospero Alpini als jungem Mann, das ihn als Einunddreißigjährigen darstellt, wie auf der Rückseite des Gemäldes vermerkt ist, als sich Alpini Ende November 1584 nach Bassano del Grappa begeben hatte, um dort als Arzt zu arbeiten. Das Gemälde wurde ihm vom Künstler geschenkt, wahrscheinlich aus Dankbarkeit für die von der Familie Dal Ponte erhaltenen Behandlungen.
Das Porträt wird heute in der Staatsgalerie Stuttgart aufbewahrt.